Warum erzielen Gemälde Rekordsummen während andere ungesehen in der Versenkung verschwinden? Seit Generationen treibt Künstler*innen die Frage um, wie sie sich ein Stück vom Kunstmarkt-Kuchen abschneiden können. Das ist tatsächlich genauso schwierig wie die Positionierung in einem Unternehmen
Ich behaupte, entscheidend für Erfolg oder Misserfolg sind diese drei Faktoren:
– Alleinstellungsmerkmal
– Verknappung
– Marketing
Der Panda als Künstlerin
Im Jahr 2018 griff im Wiener Tierpark Schönbrunn die Pandadame Ying-Yang zum Bambuspinsel und malte 100 Bilder. Nicht ganz freiwillig vermutlich, aber was tut man als Panda nicht alles für Möhren und Süßkartoffeln ;)
Der Zoo erkannte die Einzigartigkeit der Aktion, veräußerte die Gemälde mit Echtheitszertifikat für knapp 500 € pro Stück und erkaufte sich damit Geld für Renovierungsarbeiten.
Das ist zwar kein Beispiel für den internationalen Kunstmarkt, zeigt aber die Sogwirkung eines Alleinstellungsmerkmals – Tierfreund*innen haben gerne zugegriffen, die 100 Bilder gingen weg wie Karotten im Kaninchenstall.
Künstliche Intelligenz malt
Zweites Beispiel: Im Oktober 2018 wurde im Auktionshaus Christie’s ein Gemälde für 432.500 US-Dollar versteigert. Eine Sensation! Es handelte sich dabei um das fiktive Portrait „Edmond de Belamy“, geschaffen von Künstlicher Intelligenz. Ein Thema, das heute, gerade mal fünf, sechs Jahre später, so richtig Fahrt aufnimmt. Angesichts ChatGPT und anderen KI-Tools können wir uns alle darin ausprobieren, Texte, Bilder und Aufgaben einer Software zu delegieren. Aber 2018 war das ein echter Startschuss in die verheißungsvolle Ära gänzlich neuer Möglichkeiten. Deshalb gelang es dem IT-Kollektiv Obvious, dieses Bild in einer der renommiertesten Auktionshäuser zu versteigern. Zum 45-fachen Wert des angenommenen Schätzpreises! Warum? Weil es das ERSTE war, das durch KI erschaffen worden war. Ein absoluter Meilenstein der (Kunst-)geschichte. Es war das ERSTE seiner Art, nicht das zweite, nicht das elfte. Das gibt es nur einmal. Ein glänzendes Beispiel für Verknappung.
Die Macht des Marketings
Sie alle kennen den Streetart-Künstler Banksy. Naja, eigentlich kennen wir ihn alle nicht, denn seit er mit seinen feinsinnigen und gleichzeitig anklagenden Streetart-Graffitis die Welt erobert, müht sich der Künstler erfolgreich, seine wahre Identität zu schützen. Ein Schachzug, der sich als Marketing-Coup entwickelt hat. Einer, der nach hinten losgegangen ist. Denn mit dieser Entscheidung hat er einen Mythos um seine Person aufgebaut, der die Menschen elektrisiert. Den Höhepunkt seines verfehlten Marketings kennen Sie alle, als sein Werk während der Auktion in Steifen geschnitten wurde. Was wie eine Katastrophe aussah, wendete sich zum Kuriosum, denn der Wert des Bildes vervierfachte sich in genau diesem Moment.
So etwas mache ich natürlich nicht. Meine Bilder bleiben ganz. Ich übermale sie höchstens von Zeit zu Zeit, wenn sie meinen Ansprüchen nicht mehr genügen. Prima ist auch, dass sie keine Millionen kosten. Das neueste habe ich online gestellt.